Vom Brot zum Korn

Vom Mühlenkobold und dem Teig, der schlafen wollte

Am 8. Mai 2015 machten sich 25 junge Lindenschüler auf nach Sersheim zur Fessler-Mühle mit ihrer 600 Jahre langen Tradition.

Nachdem jedes Kind mit einem Bäckerschiffchen versehen war, auf dem gut sichtbar der Name stand, durfte jedes Kind wählen, ob es ein Bauernbrot oder Vollkornbrot mit Sonnenblumen- und Kürbiskernen backen wollte. Nach einer kurzen Begrüßung durch Jutta, unsere Mühlenführerin, und Frau Fessler ging es dann gleich los mit dem Teigkneten auf dem Hof vor der Mühle. Mit etwas Hilfe der Erwachsenen gelang wirklich jeder Teig prima und durfte dann in einem Körbchen eine Weile schlafen. Obwohl sich der Mühlenkobold nicht blicken ließ, musste doch der eine oder andere Teig vor neugierigen Naschfingern bewahrt werden.

Glücklicherweise war es möglich, zwei Gruppen zu bilden, sodass alle angemeldeten Kinder mitkommen konnten. Die erste Gruppe ging nun in die Mühle und erfuhr, wo das Getreide angeliefert wird und dass die Mühle mit Wasserkraft betrieben wird, da unter der Mühle ein Fluss namens Me _ _ er fließt. Jutta fragte uns, wer welche Getreidesorten kennt und woraus Popcorn hergestellt wird? Gleich darauf schauten wir uns an, wie die Körner und die daraus gemahlenen Mehlsorten, die wir z.T. gerade erst verarbeitet hatten, aussehen.

Vom Elevator, in dem das Mehl per Aufzug zum Walzengang fährt, ging es weiter zum Schrotgang von 1870. Nach der bisher kurzweiligen und kindgerechten Führung gab es hier noch schnell zwei typische Schulaufgaben. Wie alt ist der Schrotgang? Und wie spricht man den Namen? –„Schrot“ oder „Schrott“? Wieder einmal zeichneten sich unsere Lindenschüler dadurch aus, dass sie sehr ruhig und konzentriert waren und sogar alle den Namen richtig aussprechen konnten.

Beim Schrotgang zeigte Jutta uns eine ganz alte Ausgabe von „Max und Moritz“, in der diese Anlage eine tragische Rolle spielt. Auch das „Vögelchen“ auf dem Schrotgang sahen wir, das den Müller warnt, wenn die Mahlsteine heiß laufen, damit in der Mühle kein Feuer ausbricht. Hinter Jutta hing an dieser Stelle eine seltsame, bunte Fratze an der Wand. Das ist der sogenannte „Kleiekotzer“. Seitdem sich der Mühlenkobold eines Nachts ganz fürchterlich erschrak, als er bei einem heimlichen Besuch um die Ecke bog und plötzlich der Kleiekotzer im Mondlicht aufleuchtete, bleibt die Mühle von seinen Streichen verschont. Das freute den Müller natürlich sehr!

Draußen auf dem Hof sahen wir, dass die zweite Gruppe währenddessen kleine Figuren aus Teig geformt und liebevoll dekoriert hatte. Frisch aus dem Backofen wurden die Meisten gleich gevespert, einige davon fanden allerdings auch als Muttertagsgeschenke den Weg nach Murr.

Nachdem auch die zweite Gruppe die Mühle besichtigt hatte, erhielt jedes der Kinder sein herrlich duftendes Brot. Einige der Betreuer versorgten sich im Mühlenladen noch rasch mit Brot und Backmischungen. Schließlich machten wir uns voller einprägsamer Eindrücke und Einblicke in ein uraltes Handwerk wieder auf den Heimweg.

Die Projektgruppe „Schule und Natur“ bedankt sich bei der Fessler-Mühle für den tollen Nachmittag. Vielen Dank auch allen Eltern und Teammitgliedern, die als Fahrer dabei waren.